Geschichte der Ortspartei

Geschichte der Liberalen und der Ortspartei Bremgarten

Vorgeschichte

Der Aufbruch zum liberalen Zeitalter wurde getragen von Gruppierungen wie der helvetischen Gesellschaft, dem Zofinger Verein, dem eidgenössischen Schützenverein und ähnlichen Organisationen. Die «Patriotische Assoziation», gebildet 1831, die sich als «Schutzverein für die Freiheit» bezeichnet, war ein Vorläufer der FDP.Nach der Schaffung des Bundesstaates im Jahre 1848 schlief dieser Schutzverein wieder ein, wurde aber 1873 wieder zu neuem Leben erweckt mit dem Zweck, die Bundesverfassung zu revidieren. Nach der Annahme der neuen Verfassung fiel die Organisation erneut auseinander. Kantonale Parteiorganisationen entstanden im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Ein entscheidender Schritt zu einem engeren Zusammenschluss auf eidgenössischer Ebene wurde 1878 mit der Gründung der «Radikal-Demokratischen Gruppe der Bundesversammlung» eingeleitet.

Gründung

Erst verhältnismässig spät, nämlich im Jahre 1894, wurde in Olten die Freisinnig-Demokratische Partei der Schweiz formell gegründet. Die Geschichte der FDP bzw. ihrer Vorläufer nach 1848 ist die Geschichte unseres Bundesstaates, dessen Geschichte zunächst von den radikalen und den Liberalen allein geleistet wurde.

Bedeutende Ereignisse

1917 spaltete sich die BGB (die heutige SVP) ab. Zwei bedeutende Ereignisse aus der neueren Geschichte der FDP seien hervorgehoben:Die Einführung des Proporzwahlverfahrens im Jahre 1919. Vier Jahrzehnt nach dem Proporz kam aber auch hier die entscheidende Wende. 1959 wurde erstmals eine proportionale Allparteienregierung nach der berühmten Zauberformel 2:2:2:1 eingesetzt. Damit änderte sich die politische Landschaft der Schweiz von Grund auf. Das Zeitalter der Konkordanzdemokratie war eingeleitet.Wie im Jahre 1919 bei der Einführung des Proporzes hatten sich der Freisinn auch 1959 wiederum die entscheidende Frage zu stellen, ob er in die Opposition gehen sollte. Auch diese Frage wurde nach reiflicher Prüfung verneint.

Das Erbe

Diese Antwort bedeutet das Bekenntnis des Freisinns zu seiner Verpflichtung, das politische Erbe von 1848 auch unter veränderten Verhältnissen weiter zu verwalten und seine liberalen Grundsätze zu verfechten. In der FDP zählen nicht sozialer Rang oder Steuerzettel, sondern allein die liberale, freiheitliche Gesinnung. Der FDP gehören Frauen, Männer, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Freierwerbende, Angestellte, Studenten, Landwirte, Gewerbetreibende allen Konfessionen aus allen Landesteilen, Junge und Alte, an. Sie alle streben nach dem gleichen Ziel: eine Gesellschaftsordnung zu gewährleisten, in der sich jeder, in vollem Respekt vor dem andern, in Beruf, Kultur, Freizeit, Wissenschaft und Glauben frei entwickeln kann.

Geschichte und Tätigkeit der Partei

Bereits im Jahre 1862 waren die Freisinnigen im Freiamt aktiv. Liberale Vereine wurden gegründet und waren auch im Grossen Rat vertreten. Im Jahre 1890 wurden erstmals die Bremgarter Stadträte mit ihrer Parteizugehörigkeit erwähnt. In dieser Zeitspanne gründeten sie die Liberale Partei Bremgarten. Leider ist es uns bis jetzt nicht gelungen, das genaue Gründungsdatum zu eruieren.Man kann also erst seit Beginn unseres Jahrhunderts sagen, der oder jener Stadtrat habe dieser oder jener Partei angehört. Bis um 1900 war also in erster Linie das Ansehen und die Tüchtigkeit eines Mannes - im Anfang war allerdings auch noch entsprechendes Vermögen nötig - für eine Wahl in den Stadtrat entscheidend. Das gilt ja bis heute (ausser dem Vermögen), indem die Stadtratswahlen in ausgeprägtem Masse Persönlichkeitswahlen sind, bei denen die Wahlvorschläge der Parteien das Wahlergebnis nur sehr beschränkt beeinflussen. (Quelle: Stadtarchiv Bremgarten, Dr. Walther Benz und Eugen Bürgisser)

Wirtschaftliche Stellung der Stadträte

Die allgemeinen Lebensverhältnisse in einer Gemeinde widerspiegeln sich in der personellen Zusammensetzung ihres Gemeinderates. So ist es nicht überraschend, dass in der ersten Zeit im Stadtrat die Handwerker und Gewerbetreibenden - darunter nicht wenig Wirte - überwiegen. Neben ihnen sitzen aber auch immer Studierte, seien es Ärzte, was heutzutage nur noch selten vorkommt, oder Fürsprecher.

Wirtschaftliche Impulse von aussen

Als sich in der Mitte des letzten Jahrhunderts, Gesellschaft und Politik grundlegend zu wandeln begannen, blieb dies selbstverständlich nicht ohne Einfluss auf die personelle Zusammensetzung des Stadtrates. Mit dem Aufkommen der Industrie in Bremgarten, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, halten deren Vertreter im Stadtrat Einzug. Waren es vorher nur alteingesessene Geschlechter, die in der Stadt ein Handwerk oder einen freien Beruf ausübten, so sind es jetzt Auswärtige, die in den Stadtrat gelangten.Die Bremgarter Industrie ist ja bemerkenswerterweise bis in unsere Tage das Werk von Männern, die von auswärts in die Stadt kamenEinige Beispiele

  • Spinnerei in der Brugmühle: Schwarzenbach, Mantel
  • Papierfabrik: Wietlisbach
  • Seidenfabrik: Honegger, Koelliker
  • Zwirnerei in der Bruggmühle: Hausherr
  • Rosshaar-Spinnerei: Jehli
  • Gerberei: Gutzwiler
  • Bauindustrie: Comolli, Rocchinotti, Schedle, Frey-Hess
  • Weinkellerei & Destillerie: Nauer
  • Holzindustrie: Ruchser & Aubry
  • Bürsten: Diethelm, Stierli
  • Metallverarbeitung: Mauch
  • Kunststoffverarbeitung: UTZ

Darunter befindet sich mit Ausnahme der Gebrüder Schaufelbühl, Holzbau, kein einziges der alteingesessenen Bürgergeschlechter. Es scheint, als ob die Enge der Verhältnisse und eine Art Kirchturmpolitik, eigene Initiative nicht hätten aufkommen lassen.

Aufbau und Stagnation

Mit dem Einzug der Industrieleute in den Stadtrat kam ein frischer Wind in die Gemeinde. Jetzt wurden Werke angepackt, die Weitblick verlangen und von lang dauernder Wirkung sind, wie die städtische Wasserversorgung. Diese bestand vorher nur aus dem Stadtbach und den öffentlichen Brunnen. Hinzu kamen der Strassenbau, die Versorgung mit elektrischer Energie, die Strassenbeleuchtung, der Schulhausbau, der Bau einer Badanstalt. Dazu gehörte nicht zuletzt auch der Bau der Bahnverbindungen, bei denen nun allerdings der Ortsbürger Plazid (II.) Weissenbach die treibende Kraft war (erster Generaldirektor der Schweizerischen Bundesbahnen).

Die wirtschaftliche Stagnation in den 90’er Jahren traf Bremgarten recht hart. Die Steuereinnahmen sanken und nur mit einer rigorosen Ausgabenpolitik konnten die Stadträte den Gemeindehaushalt einigermassen im Gleichgewicht halten. Die Eröffnung der Stadtumfahrung brachte nicht nur Freude, sondern auch Probleme für das Gewerbe in der Stadt. Wie vor über hundert Jahren macht sich eine Resignation breit, die keine Initiative mehr zulässt. Hier sind nun die Stadträte gefordert, mit Weitsicht und liberalem Verständnis die Probleme anzugehen, denn der Staat muss jetzt unternehmerische Freiräume schaffen.

Wer regierte?

Von 1898 bis 1922 waren freisinnige und katholisch-konservative Stadträte für die Stadt verantwortlich.1922 erhielt die Sozialdemokratische Partei mit Johann Landert, Schlosser, einen Sitz und regierte zusammen mit vier freisinnigen Stadträte.1934 trat die Christlich- soziale Partei in Erscheinung (Johann Seiler, Schreinermeister) und eroberte einen Sitz auf Kosten der SP. Der erste Parteilose (Erich Faes, Bauingenieur) wurde 1977 in den Stadtrat gewählt. Als erste Frau wurde die freisinnige Hanny Evangelatos, Fürsprecherin, gewählt. Sie war zugleich der 99. Stadtrat.

Integration

Im Sommer 2015 wurde die Ortspartei Bremgarten-Hermetschwil, welche seit längerem nicht mehr aktiv tätig war, in die Ortspartei Bremgarten integriert.

Die Parteien

Die einzelnen Parteien stellten seit 1890 folgende Anzahl Vertreter im Stadtrat (Stand 2016):

  • Freisinnig-demokratische Volkspartei, 18
  • Konservative Volkspartei (inkl. CVP), 20
  • Christlich-soziale Partei, 3
  • Sozialdemokratische Partei (SP), 6
  • Schweizerische Volkspartei (SVP), 1
  • Parteilose, 5

Die freisinnigen Stadträte von Bremgarten

58 Constantin Weissenbach (Arzt) 1890-1900

59 Heinrich Honegger (Seidenfabrikant) 1890-1901 / 1901-1913 Stadtammann

60 Albert Müller (Zuckerbäcker) 1890-1904

62 Johann Isler (Direktor der Seidenfabrik ) 1897-1898 (Wegzug)

65 Johann Rogg (Kaufmann) 1905-1923

69 Josef Honegger (Seidenfabrikant) 1913-1921

71 Josef Brumann (Bäckermeister) 1918-1929

72 Traugott Schaufelbühl (Geschäftsmann) 1922-1938 / 1922 -1929 Stadtammann

74 Jakob Rudolf (Grundbuchverwalter) 1922-1926

76 Chales Henri Weissenbach (Arzt) 1926-1930 (Wegzug)

77 Hans Zubler (Wirt zur Waage) 1926-1929 (Wegzug)

80 Ferdinand Wetli (Buchhalter) 1930-1931 (Rücktritt)

81 Max Haerry (Direktor BD-Bahn) 1930-1945

84 Robert Notter (Maschinist) 1938-1953 (Rücktritt)

86 Albert Jörg (Bildhauer) 1952-1965

92 Adolf Stierli (Kaufmann) 1966-1981 Stadtammann

99 Hanny Evangelatos-Ruepp (Fürsprecherin) 1982-1993 / 1991-1993 Vizeammann

105 Peter Hausherr (Kaufmann) 1994-1995 Vizeammann / 1995-2005 Stadtammann (Rücktritt)

110 Ernst Dubach (Wirtschaftsinformatiker) 2001-2006 (Rücktritt)

111 Mathias Meyer (Anwalt) 2006-2011 (Rücktritt)

113 Raymond Tellenbach (Wirtschaftsinformatiker) 2007-heute / 2010-heute Stadtammann

116 Monika Briner (Buchhalterin) 2012-heute